


Utricularia blanchetii
Allgemeines
Utricularia blanchetii ist eine kleinwüchsige, aquatisch-terrestrisch lebende fleischfressende Pflanze aus der Familie der Wasserschlauchgewächse (Lentibulariaceae). Die Art ist endemisch im östlichen Brasilien und wurde wissenschaftlich erstmals 1859 von Augustin Saint-Hilaire beschrieben. Sie ist in botanischen Sammlungen aufgrund ihrer bemerkenswerten Anpassung an nährstoffarme Standorte und ihrer winzigen, zarten Blüten bei Liebhabern exotischer Pflanzen geschätzt.
Äußere Merkmale
Die Pflanze besitzt extrem kleine, filigrane, moosartige Blätter, die meist weniger als 2 cm groß sind. Die charakteristischen Fangorgane, sogenannte „Blasenfallen“, sind bei Utricularia blanchetii mikroskopisch klein, unscheinbar, und befinden sich unterirdisch an den feinen Rhizomen. Der Blütenstand wächst auf aufrechten, haarlosen Stielen und trägt einzelne bis wenige zarte, lila bis violette Blüten, die eine Größe von etwa 3 bis 5 mm erreichen und oft über dem Vegetationspolster schweben.
Lebensweise
Die Art ist eine typische Karnivore: Sie fängt und verdaut mithilfe ihrer unterirdischen Blasen mikroskopisch kleine Beutetiere wie Wasserflöhe, Rädertierchen und andere Kleinstorganismen, indem diese durch einen Sogmechanismus in die Falle gezogen werden. Auf diese Weise kompensiert sie den Nährstoffmangel ihres natürlichen Substrats, vor allem bezogen auf Stickstoff und Phosphor.
Lebensraum und Schutz
Utricularia blanchetii wächst bevorzugt in feuchten bis überschwemmten, nährstoffarmen Sand- oder Torfböden, häufig an Berghängen, auf Inseln in Flüssen oder temporär feuchten Stellen innerhalb offener Savannenlandschaften des Bundesstaates Bahia. Die natürlichen Standorte sind aufgrund von Landnutzungsdruck, insbesondere Umwandlung in landwirtschaftlich genutzte Flächen, bedroht. Einen formalen Schutzstatus existiert aktuell nicht, daher ist ein umsichtiger Umgang mit Übersammlungen im natürlichen Lebensraum erforderlich.
Kultivierung
Für die Kultur in Sammlungen empfiehlt sich die Verwendung von Sphagnum-Moos oder einer Mischung aus Torf und Quarzsand, stets bei hoher Feuchtigkeit. Die Art ist nicht frosthart und benötigt konstante, warme Temperaturen. Aufgrund ihrer geringen Größe ist sie sowohl für Terrarien als auch für spezielle Karnivoren-Schalen geeignet.
Besonderheiten
Die winzigen Fangblasen von Utricularia blanchetii gehören zu den ausgereiftesten aktiven Fangmechanismen unter den Karnivoren. Sie können selbst im Vergleich zu anderen Wasserschlaucharten als besonders klein und leistungsfähig angesehen werden. Außerdem ist die Art ein Beispiel für hochgradige Spezialisierung an extreme Lebensräume, was sich beispielsweise in ihrer starken Reduktion der Laubblätter zugunsten unterirdischer Organe widerspiegelt.
Pflege
Licht
Hell bis halbschattig, jedoch ohne direkte intensive Mittagssonne. Die Pflanze verträgt keine starke UV-Strahlung und sollte vor praller Sonne geschützt werden.
Temperatur
Konstante Temperaturen zwischen 18 °C und 28 °C werden empfohlen. Kurzzeitige nächtliche Abkühlung ist förderlich, darf jedoch 15 °C nicht unterschreiten.
Wasser
Ausschließlich weiches, mineralarmes Wasser wie Regen- oder destilliertes Wasser verwenden. Ständiger Wasservorrat im Untersetzer ist wichtig, da das Substrat niemals austrocknen darf.
Boden
Eine Mischung aus Torf und Quarzsand, alternativ reines, lebendes Sphagnum-Moos, sorgt für das notwendige saure und nährstoffarme Milieu. Keine mineralischen Erden oder Zusatzstoffe verwenden.
Nährstoffe
Zugabe von Düngern ist strikt zu vermeiden – die Nährstoffaufnahme erfolgt ausschließlich über die Fallen. Überdüngung führt rasch zu Wachstumsstörungen und Schäden.
Luftfeuchtigkeit
Eine relative Luftfeuchte von 60–90 % ist anzustreben. In geschlossenen Terrarien oder Vitrinen kann die notwendige Feuchtigkeit leichter gewährleistet werden.
Ruheperiode
Eine ausgeprägte Ruhephase ist nicht notwendig, jedoch kann ein leichter Temperaturrückgang im Winter das Wachstum etwas hemmen.
Häufige Probleme
Blätter verfärben sich oder verbrennen
Ursache: Zu viel direktes Sonnenlicht ohne schrittweise Gewöhnung.
Lösung: Die Pflanze langsam an helleres Licht gewöhnen, indem man sie nach und nach länger direkter Sonneneinstrahlung aussetzt.
Fangblasen entwickeln sich nicht oder bleiben farblos
Ursache: Zu nährstoffreiches Substrat oder zu hoher Salzgehalt im Gießwasser.
Lösung: Nur reines, weiches Wasser verwenden und ausschließlich nährstoffarme, organische Substrate einsetzen.
Stark gehemmtes Wachstum oder Absterben ganzer Pflanzenareale
Ursache: Zu niedrige Luftfeuchte, zu starke Temperaturschwankungen oder Austrocknen des Substrats.
Lösung: Luftfeuchtigkeit stabil halten, konstante Temperaturen sichern und das Substrat dauerhaft feucht halten.
Algen- oder Schimmelbefall
Ursache: Zu wenig Frischluft, stehende Feuchtigkeit auf den Blättern oder Überdüngung.
Lösung: Für bessere Belüftung sorgen, die Wasserzufuhr anpassen und Nährstoffeintrag unterbinden.