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Fleischfressende Pflanzen

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Sarracenia x ‘Velvet’

Allgemeines

Sarracenia x ‘Velvet’ ist eine fleischfressende Pflanze aus der Familie der Schlauchpflanzengewächse (Sarraceniaceae). Es handelt sich hierbei um eine Hybride, die aus der gezielten Kreuzung verschiedener Sarracenia-Arten entstanden ist und besonders durch ihre samtige Oberfläche und intensive Färbung auffällt. Kulturformen wie ‘Velvet’ sind beliebt in Sammlungen und botanischen Gärten und stellen eine attraktive Ergänzung fleischfressender Pflanzengemeinschaften dar.


Äußere Merkmale

Diese Pflanze bildet aufrecht wachsende Schläuche mit einer durchschnittlichen Länge zwischen 20 und 40 Zentimetern. Die Schläuche sind kelchartig und weisen an der Außenseite eine feine, samtige Behaarung auf, die ‘Velvet’ ihren Namen verleiht. Farblich dominiert ein tiefroter bis purpurfarbener Ton, insbesondere an den oberen Bereichen der Schläuche, mit grünlichen bis gelblichen Übergängen im unteren Bereich. Die Öffnung der Schläuche (Operculum) ist leicht gewölbt und von auffälligen Adern durchzogen.


Lebensweise

Die Art ist eine passive Insektenfalle. Ihre spezialisierten Schläuche locken durch Farbkontraste und Nektarsekretion vorwiegend Fliegen, Mücken und andere kleine Insekten an. Durch die glatte und oftmals nach unten gerichtete Oberfläche wird den Insekten ein Entkommen erschwert. Sie rutschen in den Schlauch, werden von der dortigen Flüssigkeit zersetzt und die entstehenden Nährstoffe werden von der Pflanze resorbiert. Dies kompensiert den Nährstoffmangel ihres natürlichen Lebensraums.


Lebensraum und Schutz

Sarracenia x ‘Velvet’ existiert ausschließlich als Kultivar und kommt in der Natur nicht vor. Die ursprünglichen Elternarten sind jedoch in den nährstoffarmen Moor- und Sumpfgebieten Nordamerikas beheimatet. Feuchte, saure Standorte mit hoher Luftfeuchte sind für das Gedeihen unerlässlich. Die Wildarten werden teils als gefährdet eingestuft, weshalb insbesondere bei Naturentnahmen strenge Schutzauflagen zu beachten sind. Kultivierte Exemplare bieten eine Möglichkeit der Ex-situ-Erhaltung.


Kultivierung

Zur erfolgreichen Kultivierung sind Bedingungen zu schaffen, die dem natürlichen Lebensraum von Sarracenia-Arten nachempfunden sind. Dazu zählen ein dauerhaft feuchter, saurer Boden, ein sonniger Standort und die Verwendung von nährstoffarmen Substraten. Die Pflanze kann im Sommer auch im Freien gehalten werden, sofern Gefäße vor Überhitzung geschützt werden.


Besonderheiten

Bemerkenswert an ‘Velvet’ ist die ausgeprägte samtige Außenhaut der Schläuche, die diese Hybride von anderen Sarracenia-Arten abhebt. Analysen deuten darauf hin, dass diese Behaarung das Mikroklima an der Schlauchoberfläche reguliert und möglicherweise die Effizienz der Insektenfalle verbessert. Die kräftige Färbung dient sowohl als Lockreiz für Beutetiere als auch als Schutz vor intensiver Sonneneinstrahlung. ‘Velvet’ zeigt darüber hinaus eine ausgeprägte Winterruhe, in der die Pflanze überlebenswichtige Energiereserven sammelt.


Pflege

Licht

Sarracenia x ‘Velvet’ benötigt vollsonnige Standorte mit mindestens 5–6 Stunden direkter Sonneneinstrahlung täglich. Eine unzureichende Lichtzufuhr führt zu blassen, schwachwüchsigen Schläuchen und beeinträchtigt die Entwicklung attraktiver Farben.


Temperatur

Die Hybride bevorzugt gemäßigte Temperaturen von 15–28 °C während der Vegetationsperiode. Im Winter ist eine Abkühlung auf 2–10 °C für eine ausgeprägte Ruheperiode erforderlich. Kurzzeitige Fröste werden von etablierten Pflanzen meist toleriert, sollten jedoch nicht die Regel sein.


Wasser

Weiches, mineralarmes Wasser wie Regen- oder destilliertes Wasser ist obligatorisch. Das Substrat muss stets feucht, idealerweise zeitweise überschwemmt gehalten werden. Ein Untersetzer mit Wasser während der Wachstumszeit hat sich bewährt. Staunässe mit Luftabschluss ist zu vermeiden, um Wurzelfäule zu verhindern.


Boden

Das Substrat soll überwiegend aus ungedüngtem Weißtorf und grobem Quarzsand oder Perlit bestehen (Verhältnis 2:1). Handelsübliche Blumenerden sind ungeeignet, da sie zu viele Nährstoffe enthalten und das feine Wurzelsystem schädigen.


Nährstoffe

Die Aufnahme von Nährstoffen erfolgt hauptsächlich durch das Verdauen gefangener Insekten. Düngergaben sind zu vermeiden und können zu Wurzel- und Blattschäden führen. Ergänzende Fütterungen mit toten Insekten sind nicht erforderlich, schaden aber auch nicht, sofern in Maßen verabreicht.


Luftfeuchtigkeit

Eine erhöhte Luftfeuchtigkeit (mindestens 50–60 %) ist förderlich für das Wachstum und die Gesundheit der Schläuche. In trockenen Innenräumen empfiehlt sich gegebenenfalls die Verwendung einer Zimmergewächshaus-Abdeckung oder gelegentliches Übersprühen.


Ruheperiode

Während der Wintermonate ist eine mehrwöchige Ruheperiode bei kühlen Temperaturen unerlässlich. Die Bewässerung wird reduziert, das Substrat bleibt aber leicht feucht. Alte oder vertrocknete Schläuche können entfernt werden, damit sich neue Austriebe im Frühjahr besser entwickeln.


Häufige Probleme

Blätter verfärben sich oder verbrennen

Ursache: Zu viel direktes Sonnenlicht ohne schrittweise Gewöhnung.
Lösung: Die Pflanze langsam an helleres Licht gewöhnen, indem man sie nach und nach länger direkter Sonneneinstrahlung aussetzt.


Braune Blattränder

Ursache: Zu hartes Leitungswasser oder zu hohe Dünger-Konzentrationen.
Lösung: Nur weiches Wasser (Regen-/destilliertes Wasser) verwenden und keinen Kunstdünger geben.


Schlauchfäule und Wurzelfäule

Ursache: Staunässe kombiniert mit zu wenig Luftzirkulation.
Lösung: Überschüssiges Wasser ablassen, feuchtes, aber luftdurchlässiges Substrat nutzen und Standort ausreichend belüften.


Kaum Schläuche, schwaches Wachstum

Ursache: Zu wenig Licht, zu nährstoffreiches Substrat oder fehlende Ruheperiode.
Lösung: Mehr Licht bieten, auf nährstoffarme Erde umstellen und eine Winterruhephase gewährleisten.


Schädlingsbefall (z.B. Blattläuse)

Ursache: Geschwächte Pflanzen durch ungünstige Kulturbedingungen.
Lösung: Optimale Pflege gewährleisten, betroffene Schläuche entfernen, gegebenenfalls biologische Schädlingsbekämpfung einsetzen.