Pinguicula guatemala
Allgemeines
Pinguicula guatemala ist eine fleischfressende Pflanze aus der Gattung der Fettkräuter (Pinguicula), die zur Familie der Wasserschlauchgewächse (Lentibulariaceae) gehört. Sie wurde erstmals in den feuchten Hochlandgebieten Guatemalas entdeckt. Diese Art zeichnet sich durch ihre interessante Anpassung an nährstoffarme Standorte aus, indem sie mithilfe klebriger Blätter Insekten fängt und verdaut. Sie wird sowohl wissenschaftlich untersucht als auch unter Liebhabern von Karnivorenpflanzen geschätzt.
Äußere Merkmale
Die Pflanze bildet eine bodennahe Rosette aus fleischigen, meist hellgrünen Blättern. Die Blätter sind einfach, spatelförmig und besitzen eine glatte bis leicht gewellte Oberfläche, die von einem dichten Film aus klebrigen Drüsensekreten überzogen ist. Hierdurch glänzen sie im Licht und wirken oft leicht feucht. Während der Wachstumsphase können einzelne Rosetten einen Durchmesser von 6 bis 12 cm erreichen. Die Blüten sind zumeist zart-rosa bis violett, fünfzählig und erscheinen einzeln auf dünnen Blütenstielen deutlich über dem Laub. Die Form des Sporns sowie die Blütenfarbe können je nach Herkunftsvariante variieren.
Lebensweise
Als passive Insektenfalle verlässt sich diese Art auf ihre klebrigen Blätter, um Kleininsekten wie Trauermücken, Fruchtfliegen und Blattläuse zu erbeuten. Diese bleiben an den Drüsen haften und werden durch pflanzeneigene Enzyme zersetzt. Die hieraus gelösten Nährstoffe werden anschließend über die Blattoberfläche aufgenommen. Die Pflanze betreibt zudem herkömmliche Photosynthese und ist in der Lage, auch ohne regelmäßigen Beutefang lange Zeit zu überleben, zeigt dann jedoch verlangsamtes Wachstum und blassere Färbung.
Lebensraum und Schutz
Das natürliche Vorkommen erstreckt sich über kalkreiche, feuchte Felsen, Hangwiesen und Moosdecken in den nördlichen und zentralen Hochlandregionen Guatemalas. Typische Habitate liegen zwischen 1500 und 2600 m Höhe, geprägt durch hohe Luftfeuchtigkeit, regelmäßige Niederschläge sowie mild-temperierte Klimabedingungen. Dort wächst die Pflanzenart meist in lichtreichen, jedoch nicht vollsonnigen Lagen. Aufgrund fortschreitender Lebensraumzerstörung und Sammelaktivität ist der Erhaltungszustand unklar; Schutzmaßnahmen beschränken sich meist auf einzelne geschützte Gebiete. Ex-situ-Kulturprogramme sowie kontrollierte Nachzuchten in botanischen Gärten tragen zur Arterhaltung bei.
Kultivierung
Die Kultivierung gestaltet sich im Vergleich zu anderen Pinguicula-Arten als relativ unkompliziert, sofern auf die Ansprüche hinsichtlich Substrat, Wasserqualität und Luftfeuchtigkeit geachtet wird. Diese Art eignet sich sowohl für temperierte, als auch für subtropische Gewächshäuser und Spezialvitrinen und wird gelegentlich auch auf Fensterbänken mit West- oder Ostlage gehalten. Regelmäßige Frischluftzufuhr beugt Schädlingsbefall und Pilzerkrankungen vor.
Besonderheiten
Bemerkenswert ist die ausgeprägte Anpassungsfähigkeit an temporär wechselnde Umweltbedingungen, wie sie im natürlichen Habitat vorkommen. So bildet die Pflanze in der Trockenzeit oft kleine, gedrungene Überdauerungsrosetten (Hibernakula), während bei feuchten Bedingungen größere, flache Fangblätter wachsen. Im Vergleich zu anderen Karnivoren findet bei dieser Spezies die Blühphase relativ unabhängig von der Saison statt. Die Blüten bestäuben sich meist selbst, was eine regelmäßige Samenbildung auch in Kultur begünstigt.
Pflege
Licht
Ein heller Standort ohne direkte Mittagssonne ist optimal. Kurze, sonnige Abschnitte am Morgen oder Abend werden gut vertragen, während intensives Sommerlicht zu Blattverbrennungen führen kann. Künstliches Pflanzenlicht mit einer Lichtstärke von 2000 bis 3000 Lux ist ausreichend.
Temperatur
Im aktiven Wachstum liegt der optimale Temperaturbereich zwischen 16–25 °C, nachts können Werte bis 12 °C toleriert werden. Höhere Temperaturen werden zeitweise vertragen, solange ausreichend Feuchtigkeit bereitgestellt wird.
Wasser
Es sollte ausschließlich kalk- und salzarmes Wasser (Regenwasser, destilliertes Wasser) verwendet werden. Das Substrat stets schwach feucht halten, aber Staunässe vermeiden. Kurze, leichte Abtrocknungsphasen im Substrat werden im Sommer toleriert.
Boden
Die Substratzusammensetzung sollte sehr locker und mineralisch sein: 2 Teile Bims oder feiner Blähton, 1 Teil Weißtorf oder Kokosfasern sowie ein geringer Anteil Quarzsand haben sich bewährt. Reine Torfkulturen sind zu meiden, da sie Verdichtung und Fäulnis begünstigen.
Nährstoffe
Keine zusätzliche Düngergabe erforderlich, da die Pflanze ihre Nährstoffe aus der Beute bezieht. Allenfalls im Frühling kann eine sehr stark verdünnte (1/8-Konzentration) Orchideendüngerlösung über die Blätter gesprüht werden, falls kein Insektenfang möglich ist.
Luftfeuchtigkeit
Eine relative Luftfeuchte von 60–80 % ist ideal. In trockenen Wohnräumen kann das Aufstellen auf einem mit Wasser gefüllten Untersetzer mit Kieselsteinen Abhilfe schaffen. Regelmäßiges Lüften verhindert Pilzbefall.
Ruheperiode
Im Winter bilden sich kompakte Winterrosetten. Während dieser Zeit ist das Wachstum stark reduziert. Das Substrat deutlich weniger feucht halten und die Temperatur leicht absenken (ggf. auf 8–12 °C), ohne völliges Austrocknen zuzulassen.
Häufige Probleme
Blätter verfärben sich oder verbrennen
Ursache: Zu viel direktes Sonnenlicht ohne schrittweise Gewöhnung.
Lösung: Die Pflanze langsam an helleres Licht gewöhnen, indem man sie nach und nach länger direkter Sonneneinstrahlung aussetzt.
Braune Blattränder
Ursache: Zu hartes Leitungswasser oder zu hohe Dünger-Konzentrationen.
Lösung: Nur weiches Wasser (Regen-/destilliertes Wasser) verwenden und keinen Kunstdünger geben.
Blätter schrumpfen und ziehen sich zurück
Ursache: Zu trockene Luft oder Substrat zu trocken während der Wachstumsperiode.
Lösung: Luftfeuchtigkeit erhöhen und auf gleichmäßige Substratfeuchte achten.
Schimmelbefall an der Blattbasis
Ursache: Zu hohe Bodenfeuchtigkeit bei niedrigen Temperaturen und mangelnder Luftzirkulation.
Lösung: Gießen reduzieren, Standort lüften und eventuell betroffene Pflanzenteile entfernen.
Keine Blütenbildung
Ursache: Zu geringe Lichtintensität oder fehlende Ruheperiode.
Lösung: Für ausreichend Licht sorgen und die natürliche Ruhephase durch geringere Feuchtigkeit und Temperatur respektieren.